
Beat Gloor
klonk
Konkrete Texte entstehen aus Freude am Spiel, aus dem Wunsch nach Erkenntnis, aus Wahrnehmung und Reflexion. Die Gesellschaft verändert sich. Die Sprache verändert sich. Die Beziehungen der beiden Systeme bleiben spannend.
Wenn auf einem Wegweiser Transit steht, heißt das: alle Richtungen. Das gilt auch fürs Leben. Wir werden geboren (†), lernen schon bald, was uns gehört und was nicht (®), vor allem wenn wir Geschwister haben, wir gehen Verbindungen und Beziehungen ein (@), lernen fremde Länder und ihre Sprachen kennen (ñ), mit der Zeit wird das Geld zum Thema ($), und kaum beginnen wir das alles allmählich zu begreifen in unserem kleinen Kopf (i-Punkt), ist es auch schon wieder Zeit zum Sterben (†). Das Wort hat die Form einer Brücke, die von der Leere vor der Geburt zur Leere nach dem Tod führt. transit ist die dritte Person Einzahl des lateinischen Verbs transire und bedeutet: Es geht vorbei.

Broschur, 208 Seiten, 18,5 x 19 cm
CHF 24.00 / € (D) 20.00 / € (A) 20.60
(inkl. MWST)
ISBN 978-3-906913-18-6

Zu konk + klonk
Maler wie Mondrian oder Kandinsky reduzierten ihre Bilder auf mathematisch bestimmbare Elemente: geometrische Einteilung, Schwarz und Weiß, die Farben Rot, Gelb und Blau oder grafische Elemente wie Punkt, Linie und Fläche. Denselben Weg ging die konkrete oder visuelle Poesie.
Die Literaturkritik hielt die konkrete Poesie für »arm«: Das waren bloß Sprachknochensplitter, die von den Tischen reicher Poeten gefallen waren, Lallbrocken, sinnentleerte Systeme, geschmäcklerische Wanddekorationen ... Zehn Jahre später war sie auch schon wieder vorbei.
»Knappheit, Konzentration und Einfachheit« waren für Eugen Gomringer das Wesen der konkreten Poesie. Er sah die Verwandtschaft von Text und Bild auch im Alltag, »wo aus Schlagworten und Buchstabengruppen Gebilde entstehen, die Muster einer neuen Dichtung sein können«.
Konkrete Arbeiten wirkten durch ihre bildliche Sprache und spitzten eine Aussage auf ein paar Zeichen zu. Die trugen die ganze Last von Sinn und Unsinn und wurden mit Typografie, Gestaltung und immer wieder neuen Medien inszeniert. Plakate oder Neonschrift transportierten sie so schnell von einem Hirn zum andern, dass die Werbung aufmerksam wurde. Sie erfand immer raffiniertere Abläufe von Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, sodass Claus Bremer, einer der Letzten, mit der konkreten Poesie abschloss: Man kann heute nicht mehr so arbeiten, weil die Werbung alles vereinnahmt hat.
Konkrete Poeten treten hinter ihre »Werke« zurück. Die Schätze liegen in der Sprache selbst, in ihrer Fähigkeit, mit der materiellen Wirklichkeit immer wieder neu in Beziehung zu treten: sie abzubilden, zu illustrieren oder zu stören.

Beat Gloor (1959-2020) hat Erfahrungen als Programmierer, Pianist und Papperlapappi gesammelt. Ab 1989 führte er das verlagsunabhängige Unternehmen Text Control, das sich mit Lektorat, Stil, Schreiben und Namensfindung beschäftigte. Beat Gloor interessierte sich für alle Formen des Schreibens, des Sprechens und des Denkens.